WRC Rallye de Portugal 2025: Ogier holt sich den 7. Sieg!
Spannendes Finale bei der WRC Vodafone Rallye de Portugal 2025: Sebastien Ogier holt sich den insgesamt siebten Sieg in Portugal. Dahinter entscheidet Ott Tänak den Kampf um P2 gegen Kalle Rovanperä im spannenden Duell für sich!
Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT, WRC Young Driver Team
Sechs Sonderprüfungen über 72.16 km bildeten den Schlusstag der 58. Vodafone Rallye de Portugal am Sonntag, darunter der Klassiker „Fafe“ als finale Powerstage.
Kalle Rovanperä eröffnete den Sonntag mit einer klaren Bestzeit in der Auftaktprüfung Paredes 1 über knapp 16 km. Der Finne distanzierte den Führenden Sebastien Ogier hierbei um ganze 11.1s und konnte seinen Rückstand als Zweitplatzierter in der Gesamtwertung auf nur mehr 16.5s reduzieren. Für Martins Sesks hingegen startete auch der Sonntag alles andere als nach Wunsch: Bereits kurz nach dem Start leuchteten im Cockpit die Reifenschaden-Warnlampen auf, Sesks entschied sich nicht anzuhalten – der Zeitverlust hielt sich dadurch mit knapp 35s in Grenzen.

Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Auch Ott Tänak hatte die Hoffnungen auf einen Sieg nach seinem Servolenkungsproblem am Samstag Abend noch nicht aufgegeben. Der Este schnappte sich in der zweiten SP des Tages Felgueiras die Bestzeit vor Rovanperä und Neuville.
Der absolute Klassiker der Rallye de Portugal - „Fafe“ - stand als Generalprobe vor dem finalen Durchgang der als Powerstage ausgetragenen 24. Prüfung bereits als erster Durchgang am Sonntag Morgen als SP 21 am Programm. Unglaubliche Zusehermassen säumten die legendären Zuseherpunkte mit viel Geschichte bereits am Morgen und staunten über die Sprungweiten an der berühmt-berüchtigten Sprungkuppe.
Beim Anschlagen mit dem Heck an die Böschung hatte Takamoto Katsuta das Glück auf seiner Seite ohne Reifenschaden davongekommen zu sein, weniger Glück hatte der Lokalmatador Diogo Salvi im Ford Puma Rally1. Der Portugiese holte sich prompt einen Reifenschaden und konnte die SP nur mehr in langsamer Fahrt absolvieren.

Foto: M-Sport Ford WRT
Ott Tänak konnte die Generalprobe in Fafe mit 2.4s Vorsprung auf Sebastien Ogier für sich entscheiden. Am Sonntag stand kein Besuch im Servicepark in Porto mehr auf dem Programm, zur Halbzeit führte Sebastien Ogier die Gesamtwertung mit 16.3s Vorsprung auf Kalle Rovanperä an. Nur mehr 7.4s dahinter rangierte Ott Tänak. Ein spannender Kampf um P2 deutete sich für die finale Schleife an. Zumal auch Regen plötzlich ein Thema war. Die Möglichkeit von Schauern gegen Ende der Rallye lag zumindest im Bereich des Möglichen.
Thierry Neuville, Takamoto Katsuta, Sami Pajari, Elfyn Evans und Josh McErlean komplettierten die Top-8 nach der 21. Sonderprüfung.
In der WRC2 konnte Oliver Solberg auch am Sonntag Morgen seine klare Führung verteidigen. Yohan Rossel übernahm nach Fafe den zweiten Zwischenrang von Gus Greeensmith.
Die verbliebenen drei Sonderprüfungen sollte die Entscheidungen bei der WRC Vodafone Rallye de Portugal 2025 bringen. Das Sichere nach Hause fahren der Punkte stand bei vielen nun bereits im Vordergrund. Takamoto Katsuta gab an nicht im Kampf um die Sonntagspunkte eingreifen zu wollen und Tempo rausnahm. An der Spitze verschärfte sich der Kampf um P2 zwischen Ott Tänak und Kalle Rovanperä immer weiter. 3.7s trennten die beiden nach SP 22 zu Gunsten des Finnen. Sebastien Ogier kontrollierte seine Führung und behielt mit 16.5s vor Rovanperä die Oberhand.

Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Die kurze Felgueiras Prüfung verschärfte die Spannung vor der finalen Powerstage in Fafe abermals. Mit einem relativ sicheren Vorsprung von 13.6s startete Sebastien Ogier in die finale SP. Dahinter überholte Ott Tänak Kalle Rovanperä auf der vorletzten Sonderprüfung und ging mit einem Vorsprung von 1.5s auf den Finnen in die letzte SP.
Mit Spannung wurde die finale Powerstage erwartet und das auch mit einem Blick Richtung Himmel. Weiter war die Chance auf einsetzenden Regen groß, dies hätte natürlich auch Auswirkungen auf den Ausgang nehmen können, doch der Regen blieb aus.
Auf dem Weg zur letzten Sonderprüfung musste Adrien Fourmaux seinen Boliden mit technischen Problemen abstellen.

Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Sebastien Ogier ließ auf den finalen 11.18 km nichts mehr anbrennen und holte sich den vielumjubelten siebten Sieg in Portugal! Ott Tänak konnte mit der Bestzeit in der Powerstage den Kampf um P2 für sich entscheiden und Kalle Rovanperä mit 3.5s Vorsprung auf P3 verweisen.
Dahinter folgten Thierry Neuville, Takamoto Katsuta, Elfyn Evans, Sami Pajari und Josh McErlean in den Top-8.
Auch in der WRC2 änderte sich nichts mehr. Oliver Solberg feierte den Sieg vor Yohan Rossel und Gus Greensmith.
Claire Schönborn kämpfte sich nach dem Überschlag und vorzeitigen Out am Freitag zurück und beendete die viertägige Schotterrallye in Portugal in der Junior-WM auf dem elften Platz. Rallye-Pilotin Claire Schönborn erlebte beim zweiten von fünf Läufen zur Junior-WM eine ereignisreiche Premiere. Neben Ergebnis und Erlebnis, stand insbesondere Erfahrung im Fokus. Nach einem frühen Schreckmoment mit einer Rolle am Freitag, zeigte die Hunsrückerin viel Courage und Moral. Die Mechaniker von M-Sport konnten das nur leicht beschädigte Rallyeauto reparieren, so dass die 25-jährige Schönborn und ihre gleichaltrige Copilotin Jara Hain am Samstag und Sonntag wieder ins Geschehen eingriffen. Auf den brutalen Schotterstrecken sammelte sie mit jedem Meter wichtige Erkenntnisse und verkürzte Zehntel- um Zehntelsekunde den Rückstand auf die schnellsten WM-Junioren.

Foto: WRC Young Driver Team / Claire Schönborn
Ergebnisse:
Endstand:
01. Ogier / Landais, Toyota GR Yaris Rally1 3:48:35.9
02. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1+8.7
03. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +12.2
04. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +38.5
05. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +1:41.9
06. Evans / Scott, Toyota GR Yaris Rally1 +2:31.0
07. Pajari / Salminen, Toyota GR Yaris Rally1 +2:38.8
08. McErlean / Treacy, Ford Puma Rally1 +5:12.3
09. Munster / Louka, Ford Puma Rally1 +5:57.5
10. Solberg / Edmondson, Toyota GR Yaris Rally2 +9:15.1
Wichtigste Ausfälle u.a.: Adrien Fourmaux, Dani Sordo, Kris Meeke, Pablo Sarrazin, Robert Virves, Pedro Jose Fontes, Fabio Schwarz, Giovanni Trentin, Ernesto Cunha, Peter van Merksteijn, Alejandro Cachon
Bestzeiten: Ott Tänak – 7, Sebastien Ogier – 5, Adrien Fourmaux – 2, Elfyn Evans – 1, Takamoto Katsuta – 1, Thierry Neuville – 1, Kalle Rovanperä – 1
WM-Stand Hersteller: 01 Toyota Gazoo Racing World Rally Team - 258, 02 Hyundai Shell Mobis World Rally Team - 203, 03 M-Sport Ford World Rally Team - 72, 04 Toyota Gazoo Racing World Rally Team 2 - 36 Punkte
WM-Stand Fahrer: 01. E. Evans - 118, 02. K. Rovanperä - 88, 03. S. Ogier - 86,04. O. Tänak - 84, 05. T. Neuville - 78, 06. T. Katsuta - 51, 07. A. Fourmaux - 44, 08. S. Pajari - 25, 09. G. Munster - 18, 10. J. McErlean - 12 Punkte

Foto: M-Sport Ford WRT
Stimmen im Ziel:
Sebastien Ogier: Es ist ein fantastisches Gefühl, hier in Portugal wieder zu gewinnen. Es war eine sehr anspruchsvolle und anstrengende Woche, aber dieser Sieg für das Team und uns selbst hat sich wirklich gelohnt. Es war ein harter Kampf mit Ott, und ich glaube nicht, dass wir ohne sein Problem den nötigen Speed gehabt hätten, um zu gewinnen. Aber beim Rallyefahren geht es nicht nur um Schnelligkeit. Auf der zweiten Etappe herrschten sehr harte Bedingungen, und mit einem starken Auto und einer cleveren Herangehensweise konnten wir die Chance nutzen. Vielen Dank an das Team.
Ott Tänak: "Dieses Wochenende war irgendwie sehr frustrierend. Ich hasse es, so zu verlieren, besonders bei einem Event, das mir sehr viel bedeutet. Zum ersten Mal seit Langem konnten wir unsere Fahrt richtig genießen, und es hat viel Spaß gemacht. Aber obwohl wir schnell waren, fehlt dem Auto vielleicht etwas die nötige Robustheit, um zu gewinnen. Trotzdem war es im Vergleich zur Rally Islas Canarias definitiv eine große Verbesserung, und wir sind definitiv wieder im Rennen – jetzt gilt es, darauf aufzubauen. Bisher haben in dieser Saison nur Toyotas Rallyes gewonnen, und es ist Zeit, das zu ändern.“

Kalle Rovanperä: "Es war ein langes und schwieriges Wochenende, aber jedes Mal, wenn man auf dem Podium landet, ist es nicht schlecht, vor allem angesichts der Starposition am Freitag. Am Ende konnten wir einige gute Punkte für die Meisterschaft sammeln. Ich war etwas enttäuscht, dass wir heute im Kampf um den zweiten Platz mit einer besseren Startposition nicht etwas mehr Tempo zeigen konnten. Uns fehlt also noch etwas, und wir müssen weiter für die nächsten Rallyes arbeiten.“
Thierry Neuville: "Wir haben am Freitag einen kleinen Fehler gemacht, der uns vielleicht einen Platz für Samstag gekostet hat. Aber ich denke, wir sind auf derselben Position gelandet, die wir auch ohne ihn erreicht hätten. Mein Instinkt sagt mir, dass ich heute nicht mit Ott hätte mithalten können. Wir hatten dieses Wochenende keine allzu großen Probleme; die Leistung stimmte und unsere Zeiten waren gut. Insgesamt sind wir also zufrieden. Ich weiß, dass wir ein paar Dinge tun können, um etwas mehr Speed aus dem Auto herauszuholen. Wenn wir diese zusätzliche Leistung für Sardinien abrufen können, können wir uns eine bessere Ausgangsposition sichern."
Takamoto Katsuta: "Es war ein sehr anspruchsvolles Wochenende, aber ich denke, es war kein schlechtes für uns. Das Auto funktionierte gut, ich fühlte mich wohl, und wir hatten zu Beginn der Rallye ein gutes Tempo. Ich freue mich über den fünften Platz. Natürlich hätte ich mir mehr gewünscht, aber wir mussten vor allem über die neuen Reifen viel lernen, und ich sehe, dass wir Potenzial haben, uns noch zu steigern."

Sami Pajari: „Es war ein gutes, reibungsloses Wochenende für uns und genau das, was wir uns gewünscht hatten. Unser Plan war, mit dem Rally1-Auto mehr Erfahrung auf diesen kurvenreicheren Schotterstraßen zu sammeln und ein solides, konstantes Tempo zu erreichen. Das ist uns gelungen, ohne größere Fehler oder Probleme, und ich bin sehr zufrieden damit. Ein großes Dankeschön an das Team! Lasst uns versuchen, in Sardinien so weiterzumachen.“
Adrien Fourmaux: „Der heutige Tag war von Anfang an hart für uns. Wir waren die Ersten auf der Strecke und mussten dem Rest des Feldes immer wieder den Rang ablaufen. Wir wollten ein paar gute Super Sunday-Punkte holen, aber leider war das einfach nicht möglich. Nach unserem tollen Start am Freitag war das gesamte Wochenende für uns frustrierend. Die gebrochene Radaufhängung hat uns aus dem Kampf um die Führung geworfen und es sehr schwer gemacht, Punkte zu holen. Trotzdem können wir viel Positives mitnehmen: Das Auto hat das nötige Tempo, und wir haben die Hankook-Reifen gut kennengelernt. Jetzt konzentrieren wir uns auf ein starkes Wochenende bei der Rally Italia Sardegna.“
Josh McErlean: „Ehrlich gesagt war es ein wirklich schönes Wochenende, und wir haben jeden Moment genossen. Es war wie immer eine verrückte Rallye. Es ist so schön, ohne Schaden und mit guten Zeiten ins Ziel zu kommen. Ein großes Dankeschön an das gesamte Team. Vier Autos ohne Probleme einzusetzen, ist eine großartige Leistung. Viele Freunde und Familie haben zu Hause zugeschaut, und auf den Wertungsprüfungen wehten auch viele irische Flaggen, was sehr schön zu sehen war. Jetzt geht es weiter nach Sardinien!“

Grégoire Munster: „Es war eine wirklich harte Rallye. Wir haben einiges richtig und einiges falsch gemacht, und das Ergebnis ist nicht ganz das, was wir uns vorgenommen haben, aber zumindest haben wir es gegen Ende geschafft, wieder ins Gefühl zu kommen. Wir hatten gerade in der Powerstage einen guten Lauf, die ersten zwei Kilometer waren okay, aber in zwei Spurrillen sind wir weit gerutscht und haben viel Zeit verloren. Aber wir haben nicht aufgegeben und versucht, zu pushen und etwas Zeit aufzuholen. Ich denke, wir hatten gegen Ende etwas Tempo.“
Martinš Sesks: „Es war eine herausfordernde Woche – definitiv eine gute Erfahrung. Nicht alles lief wie geplant, aber das ist nie der Fall! Es war eine wertvolle Lernmöglichkeit für uns. Ich würde sagen, mit dem Reifenschaden fing alles an schief zu laufen. Die darauffolgende Sonderprüfung fühlte sich ziemlich seltsam an, also haben wir einige Änderungen am Setup vorgenommen, aber von da an hatten wir mit dem Gefühl zu kämpfen. Wir hatten immer wieder Pech, aber wenn man die verlorene Zeit abzieht, waren wir nah an unseren Teamkollegen dran – und für unser erstes Rennen in Portugal in einem Rally1-Auto ist das ziemlich gut. Wir hatten nicht erwartet, dass es so hart wird!“
Claire Schönborn: „Die Rallye Portugal war die erwartete Monster-Aufgabe! Was für eine unglaubliche Woche. Wir wussten, dass so ein WM-Klassiker uns und unserem Auto alles abverlangen würde. Dass es aber so hart werden würde, damit habe ich ehrlicherweise nicht gerechnet. Ich bin überglücklich, dass wir uns nach dem frühen Missgeschick zurückkämpfen konnten. Jara und besonders ich haben hier extrem viel gelernt. Das gilt es nun genau zu analysieren, um bei den nächsten Rallyes darauf aufzubauen.“

Foto: WRC Young Driver Team / Claire Schönborn
Jara Hain: „Viel größer hätte die Herausforderung für Claire gar nicht sein können, als ihre erst zweite Rallye auf losem Untergrund bei WM-Klassiker in Portugal zu bestreiten. Ich bin mächtig stolz und zutiefst beeindruckt, wie sehr sie sich hier mit mir durch die langen Tage und auch Nächte im und neben dem Rallyeauto durchgebissen hat.“
Die Rallye Weltmeisterschaft wird von 05.-08. Juni mit der Rally Italia Sardegna fortgesetzt.
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