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WRC Rallye de Portugal 2022: Rovanperä holt sich den dritten Saisonsieg!

Kalle Rovanperä triumphiert auch in Portugal: Der finnische Youngster holt beim vierten Saisonlauf den dritten Sieg und gewinnt vor seinem Toyota-Teamkollegen Elfyn Evans und Dani Sordo im Hyundai!

Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT

Fünf Sonderprüfungen über 48.87 km standen am Schlusstag noch auf dem Programm, darunter zwei Durchgänge des absoluten Klassikers „Fafe“. Staub war am Sonntag kein Thema mehr. Gewitter und anhaltender Regen während der Nacht sorgte für nasse Strassen am Sonntag Morgen.

Der Zweikampf um den Sieg zwischen Kalle Rovanperä und Elfyn Evans sowie der zweite spannende Zweikampf um P3 zwischen Takamoto Katsuta und Dani Sordo standen natürlich im Mittelpunkt des Interesses. Jeweils 5.7s trennten die Kontrahenten zu Beginn der finalen Etappe.

Elfyn Evans legte in Felgueiras 1 eine Bestzeit vor und distanzierte alle vor ihm gestarteten Konkurrenten klar. Doch Kalle Rovanperä konterte sofort und unterbot die Zeit von Evans um weitere 2.7s. Der Abstand an der Spitze betrug nun 8.4s.

Takamoto Katsuta zeigte sich im Ziel der Prüfung nicht ganz zufrieden – zurecht, im Kampf mit Dani Sordo um P3 büßte der Japaner 4.5s ein – der Vorsprung auf Sordo schmolz auf 1.2s.

Mit Längen zwischen 8 und 11 km waren die Prüfungen am Schlustag eher von der kurzen Sorte, jedoch nicht minder anspruchsvoll, da äußerst selektiv und teilweise sehr eng.

Der Kampf um P3 wurde in der Achtzehnten Prüfung – dem ersten Durchgang in Montim immer knapper: Dani Sordo konnte abermals den Rückstand auf Takamoto Katsuta um 0.3s auf nun nur mehr 0.9s verringern.

Im Kampf um Platz 1 hingegen vergrößerte sich der Vorsprung von Kalle Rovanperä auf Elfyn Evans auf 8.5s. Die SP-Bestzeit in Montim ging an Ott Tänak, knapp vor Thierry Neuville.

Der absolute Klassiker Fafe präsentierte sich beim ersten Durchgang sehr feucht. Leichter Regen setzte wieder ein, die Sicht war teils durch leichten Nebel beeinträchtigt. Im Gegensatz zum Staub der verangenen Tage erinnerte die Szenerie nun eher an den Herbst. Der Show tat dies keinen Abbruch, die Zusehermassen kamen auf ihre Kosten.

Ott Tänak nutzte den ersten Durchgang als Generalsprobe für die Powerstage und legte eine fantastische Zeit vor. Diese konnte auch keiner der Nachfolgenden mehr einstellen, der Regen wurde stärker und die Sicht deutlich schlechter.

Der spannende Kampf um Zehntelsekunden zwischen Sordo und Katsuta setzte sich nahtlos fort. Sah es auf den Zwischenzeiten so aus, als ob Sordo erstmals Oberhand gewinnen sollte, konnte Katsuta im Schlussteil die Zeit wieder gut machen und nur 0.1s auf Sordo einbüßen – die Differenz betrug nun 0.8s.

Elfyn Evans konnte beim ersten Durchgang in Fafe mit vollem Risiko Kalle Rovanperä 1.9s abnehmen. Vor den finalen beiden Prüfungen betrug der Abstand nun 6.6s.

Doch bereits auf der folgenden Prüfung drehte der junge Finne es wieder zu seinen Gunsten. Rovanperä absolvierte den zweiten Durchgang in Felgueiras 2.4s schneller als Evans – vor der finalen Powerstage betrug der Abstand somit 9.0s. Ohne Problem auf der finalen Powerstage schien der Abstand nun bereits zu groß.

Auch Takamoto Katsuta konnte in SP 20 erstmals am Sonntag eine schnellere Zeit als Dani Sordo verbuchen und die Differenz zwischen den beiden im Kampf um P3 auf 2.2s ausbauen. Ein spannender Showdown auf den 11,18 Kilometern der legendären Fafe Prüfung stand bevor.

Craig Breen verlor aufgrund von Bremsproblemen mehr als eine Minute und rutschte in der Gesamtwertung zwei Plätze auf P8 ab. Ansonsten änderte sich in den Top-Ten am Sonntag nichts mehr, die Plätze schienen bezogen.

Ergebnisse:

Endstand:
01. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1 3:44:19.2
02. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +15.2
03. Sordo / Carrera, Hyundai i20 N Rally1 +2:17.2
04. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +2:19.4
05. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +2:37.8
06. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +4:45.7
07. Loubet / Landais, Ford Puma Rally1 +5:52.1
08. Breen / Nagle, Ford Puma Rally1 +7:03.4
09. Fourmaux / Coria, Ford Puma Rally1 +8:09.6
10. Rossel / Sarreaud, Citroen C3 Rally2 +13:48.9

Wichtigste Ausfälle u.a.: Sebastien Loeb, Andreas Mikkelsen, Teemu Suninen, Marco Bulacia, Eric Camilli, Georg Linnamae, Benito Guerra, Sean Johnston, Armin Kremer, Bruno Maghales, Pedro Almeida, Pedro Meireles,...

Bestzeiten: Kalle Rovanperä - 8, Elfyn Evans - 6, Thierry Neuville - 2, Ott Tänak - 2, Sebastien Loeb - 2, Sebastien Ogier - 1, Josh McErlean - 1

Wertungen:

WM-Stand Hersteller:
01. Toyota Gazoo Racing World Rally Team – 175 Punkte, 02. Hyundai Shell Mobis World Rally Team - 116, 03. M-Sport Ford World Rally Team - 94, 04.Toyota Gazoo Racing World Rally Team NG - 42

WM-Stand Fahrer:
01. K. Rovanperä - 106 Punkte, 02. T. Neuville - 60, 03. T. Katsuta - 38, 04. O. Tänak - 37, 05. E. Evans - 36, 06. C. Breen - 34, 07. S. Loeb - 27, 08. G. Greensmith - 20, 09. S. Ogier - 19, 10. D. Sordo - 19

Die Rallye Weltmeisterschaft wird schon in knapp 2 Wochen mit der Rallye Italia Sardegna fortgesetzt.

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WRC Rallye de Portugal 2022 – Tag 2: Toyota-Dreifachführung!

Toyota dominierte am zweiten Tag der Rallye de Portugal 2022: Kalle Rovanperä setzte sich an die Spitze und führte die Gesamtwertung am Ende des zweiten Tages vor seinen Teamkollegen Elfyn Evans und Takamoto Katsuta an!

Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT

In der WRC-2 gab es am späten Freitag Abend noch eine dramatische Entwicklung. Der Führende Andreas Mikkelsen konnte seinen angeschlagenen Boliden nicht mehr in den abendlichen Servicepark bringen und musste auf dem Weg nach Porto sein Fahrzeug abstellen. Die Rallye Portugal 2022 war für den Norweger somit beendet. Teemu Suninen übernahm somit die WRC2-Führung am Ende des ersten Tages vor Yohan Rossel und Oliver Solberg.

Auch am Samstag Morgen präsentierte sich das Wetter wieder von der trockenen Seite – noch für den späteren Tagesverlauf waren nun aufziehende Regenschauer angekündigt. Es blieb abzuwarten ob und wie stark diese tatsächlich ausfallen.

Aufgrund der zu erwartenden Staubentwicklung gab es auch am Samstag ein Startintervall von 4 Minuten für die Rally1 Boliden.

„Vieira do Minho 1“ über 21.57 km bildete den Auftakt am Samstag Morgen. Sebastien Loeb und Sebastien Ogier gingen nach ihren Ausfällen am Vortag am Samstag wieder an den Start und mussten die Prüfungen aufgrund der Regularien als erste Piloten in Angriff nehmen. Beide sahen den restlichen Einsatz in Portugal als Testmöglichkeit für etwaige spätere Einsätze in der Saison.

Für Gus Greensmith begann der zweite Tag leider so wie der erste geendet hatte - mit einem Reifenschaden. Der Ford-Pilot büßte abermals knapp eine Minute auf die Bestzeit ein.

Mit einer fulminanten Attacke startete Kalle Rovanperä in den zweiten Tag. Der aktuelle WM-Führende deklassierte die vor ihm gestartete Konkurrenz mit einer Fabelzeit und absolvierte die zehnte Sonderprüfung mehr als 10s schneller als der bis dato Schnellste Takamoto Katsuta. Doch Elfyn Evans konterte der Attacke von Rovanperä mit Stil und unterbot die Zeit des jungen Finnen um 1.3s.

Die elfte Sonderprüfung Cabeceiras de Basto über knapp 22 km sah wieder einmal eines der bekannten Spielchen von Sebastien Ogier. Unglücklich mit der Startposition zu Beginn des Feldes nahm der Franzose einiges an Zeistrafe in Kauf um so spät wie möglich zu starten. Aber auch für Sebastien Loeb lief es in SP 11 nicht nach Wunsch. Der Ford Puma Rally1 des Rekordweltmeisters verlor abrupt an Leistung. Loeb hielt für einzige Zeit an um das System neu zu starten und schleppte sich in langsamer Fahrt ins Ziel. Das Problem ließ sich auch auf der Verbindungsetappe nicht beheben und der Loeb musste somit auch den Samstag vorzeitig beenden.

Der angekündigte Regen setzte im Verlauf der elften Prüfung ein und kaum waren die ersten Regentropfen auf der Frontscheibe bei Adrien Fourmaux zu sehen, verschätzte sich der Franzose auch schon beim Anbremsen einer Kurve und rutschte kurz von der Strecke.

Das Spiel von Sebastien Ogier mit der Startposition sollte sich nicht auszahlen. Mit 17 Minuten Verspätung startete der Toyota-Pilot in die Prüfung, doch nach knapp 10 traf der amtierende Weltmeister mit dem Heck seines Boliden die Böschung. Das Fahrzeug drehte sich und flog von der Strecke. Aus eigener Kraft konnte Ogier nicht mehr zurück auf die Strecke und konnte erst nach knapp 30 Minuten seine Fahrt fortsetzen.

Auch Pierre-Louis Loubet verzeichnete kurz darauf einen Dreher, der leichte Regen sorgte für zusätzlich erschwerte Bedingungen.

Die Toyotas gaben weiterhin das Tempo vor. Kalle Rovanperä stürmte zur Bestzeit und konnte den Rückstand auf den Führenden Elfyn Evans um 4.7s auf 10.2s reduzieren.

Mit einer weiteren Top-Zeit konnte Takamoto Katsuta den Rückstand auf Dani Sordo auf nur mehr 1.7s verringern. Ein weiterer spannender Kampf um P3 deutete sich an.

Mit mehr als 37 km wartete mit Amarante die längste SP der 55. Rallye de Portugal als dritte Prüfung der Vormittagsschleife auf die Teams. Bei der Besichtigung präsentierte sich die Prüfung bereits sehr rau. Das erste Opfer von „Amarante“ wurde Adrien Fourmaux, ein Reifenschaden links hinten wurde vom Franzosen in der Prüfung in knapp 2,5 Minuten gewechselt.

Ott Tänak kam nach dem Ausfall von Sebastien Loeb und den Rückfall von Sebastien Ogier nun die Ehre zu Teil die Prüfung zu eröffnen. Der Hyundai-Pilot kam problemlos über die 37 km und absolvierte SP zwölf in knapp 25 Minuten.

Der Reifenschaden von Adrien Fourmaux sollte auch für Craig Breen Folgen haben, der Ford-Pilot musste große Teile der Prüfung im dichten Staub seines Teamkollegen absolvieren und verlor dabei deutlich auf Tänak.

Trotz eines kurzen Stehers konnte Takamoto Katsuta Dani Sordo in der Gesamtwerttung knapp von P3 verdrängen.

An der Spitze baute Elfyn Evans hingegen seine Führung mit einer weiteren Bestzeit aus. Mit einem Vorsprung von 18.4s auf Kalle Rovanperä erreichte der Toyota-Pilot den mittäglichen Service in Porto. Takamoto Katsuta komplettierte das reine Toyota-Podium nach SP 12. Dani Sordo, Thierry Neuville und Pierre-Louis Loubet folgten au den weiteren Rängen.

In der WRC-2 konnte Teemu Suninen am Samstag Vormittag seine Führung vor Yohan Rossel und Oliver Solberrg verwalten.

Einsetzender Regen empfing die Teams am Start der Dreizehnten Sonderprüfung, dem Re-Run in Vieira do Minho. Gus Greensmith hatte das Glück wieder nicht auf seiner Seite, als er bei hoher Geschwindigkeit an die Böschung anschlug. Ein weiterer Reifenschaden war die Folge des Einschlages, der Zeitverlust hielt sich in Grenzen.

Der Regen wurde im Verlauf der Sonderprüfung beständig stärker. Im spannenden Kampf um Zehntelsekunden um den dritten Zwischenrang zwischen Takamoto Katsuta und Dani Sordo konnte der Japaner den Vorsprung zu seinen Gunsten um 0.6s vergrößern.

Das Toyota-Duo an der Spitze fuhr weiter in ihrer eigenen Liga. Kalle Rovanperä konnte in Vieira do Minho den Rückstand auf Elfyn Evans wieder um 1,9s verringern. Dahinter etablierte sich mit einer weiteren dritten Zeit deren Markenkollege Takamoto Katsuta.

In der WRC2 fiel hingegen in SP 13 eine Vorentscheidung: Oliver Solberg stoppte in der Prüfung, Kajetan Kajetanowicz übernahm den dritten Rang in der Zwischenwertung.

Der zweite Durchgang in Cabeceiras de Basto wurde ebenso vom einsetzenden Regen getroffen. Der Griplevel wurde so immer schwerer einschätzbar und sorgte für einige spektakuläre Momente. Gus Greensmith versuchte auf der Verbindungsetappe die hintere Aufhängung zu reparieren, diese wurde beim Zwischenfall in SP 13 doch stärker in Mitleidenschaft gezogen als zunächst gedacht. Die Reparatur war nicht erfolgreich, der Ford-Pilot musste seinen Boliden vor SP 14 abstellen.

Wie in den Prüfungen zuvor zog rechtzeitig zum Start des zweiten Durchganges in Amarante der Regen in die Prüfung. Dieser wurde im Verlauf immer stärker und bot so den früher startenden Teams einen klaren Vorteil. Thierry Neuville nützte seine harte Reifenmischung und die Startposition optimal aus und konnte Dank einer knallharten Attacke eine Fabelzeit setzen. Um mehr als 21 Sekunden distanzierte Neuville seinen Teamkollegen Ott Tänak. Die später startenden waren gegen die Zeit von Neuville chancenlos, auch wegen zahlreicher Zwischenfälle: Craig Breen erreichte das Ziel der Sonderprüfung mit einem Reifenschaden, auch Adrien Fourmaux und Dani Sordo erreichten das Ziel mit deutlich ramponierten Boliden. Im Kampf und P3 konnte Takamoto Katsuta seinen Vorsprung nun deutlich auf mittlerweile 14.6s ausbauen.

Kalle Rovanperä setzte seine Attacke der vorherigen SP fort und nahm volles Risiko. Der Toyota-Younger konnte natürlich ebenso wenig die Zeit von Neuville gefährden, fuhr mit deutlich schlechteren Bedingungen jedoch die Zweitschnellste Zeit. Der vier Minuten später – und somit abermals mit deutlich mehr Regen startende Elfyn Evans konnte der Attacke von Rovanperä nichts entgegensetzen. Evans verlor in SP 15 13,9s auf den jungen Finnen und somit auch die Gesamtführung. Mit 4.0s Vorsprung übernahm Kalle Rovanperä P1.

Den Abschluss des Tages bildete wie an den Vortagen eine Superspecial. Der Griplevel auf dem regennassen Kopfsteinpflaster war äußerst gering und sorgte für dementsprechende Drifts. Dani Sordo konnte auf der kurzen extrem rutschigen Asphaltprüfung den Rückstand auf Takamoto Katsuta wieder auf nur mehr 5.7s reduzieren. Der Kampf um das Podium am Finaltag war aufs neue eröffnet. Die rasch auftrocknende Strecke nutzte Kalle Rovanperä um seinen Vorsprung um weitere 1.7s auszubauen.

Mit einem Vorsprung von 5.7s auf Elfyn Evans beendete Kalle Rovanperä den zweiten Tag somit als Führender. Takamoto Katsuta (+1:50.1) komplettierte das reine Toyota-Podium am Samstag Abend. Dani Sordo, Thierry Neuville und Craig Breem folgten auf den weiteren Rängen in den Top-6.

In der WRC2-Wertung konnte Teemu Suninen seine Führung am Samstag vor Yohan Rossel und Kajetan Kajetanowicz weiter ausbauen.

Ergebnisse:

Stand nach dem 2. Tag:
01. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1 3:13:46.7
02. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +5.7
03. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +1:50.1
04. Sordo / Carrera, Hyundai i20 N Rally1 +1:55.8
05. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +2:25.9
06. Breen / Nagle, Ford Puma Rally1 +4:00.4
07. Loubet / Landais, Ford Puma Rally1 +4:14-7
08. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +4:40.9
09. Fourmaux / Coria, Ford Puma Rally1 +7:04.3
10. Suninen / Markkula, Hyundai i20 N Rally2 +10:08.5

Fünf Sonderprüfungen über 48.87 km stehen am Schlusstag noch auf dem Programm, darunter zwei Durchgänge des absoluten Klassikers „Fafe“.

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WRC Rallye de Portugal 2022 – Tag 1: Evans setzt sich an die Spitze!

Turbulenter erster Tag in Portugal mit zahlreichen Reifenschäden und Zwischenfällen: Elfyn Evans übernahm die Führung vor Kalle Rovanperä und Dani Sordo. Sebastien Ogier und Sebastien Loeb mussten vorzeitig aufgeben.

Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT

Zurück auf Schotter – Erstmals in dieser Saison gastierte die Rallye-Weltmeisterschaft im Rahmen der 55. Vodafone Rally de Portugal 2022 auf Schotter. Eine Premiere für die Rally1-Boliden auf losem Geläuf.

100 Teams, darunter 13 Rally1- und unglaubliche 53 Rally2-Boliden hatten ihre Nennung für den portugiesischen Klassiker abgegeben. Mit dem Comeback von Sebastien Ogier und Sebastien Loeb wurde mit Spannung erwartet, ob sich der grandiose Zweikampf der Rallye Monte Carlo in Portugal fortsetzen könnte. In der WRC-2 Masters wieder mit dabei: Armin Kremer / Timo Gottschalk im BRR Skoda Fabia Rally2 evo.

21 Sonderprüfungen über 338.34 km standen auf dem Programm. Im Rahmenprogramm fanden auch zahlreiche Aktivitäten unter dem Motto 50 Jahre Rallye- Weltmeisterschaft statt. Zahlreiche Starts der großen Geschichte des Sports und deren Boliden standen im Focus der Feierlichkeiten.

Während der Besichtigung sorgte Regen für teils sehr schlammige Verhältnisse, vorallem auf den Prüfungen welche am Samstag und Sonntag am Programm standen. Mitte der Woche trocknete es langsam auf, es blieb abzuwarten in welchem Zustand sich die Prüfungen bei Rennstart befinden.

Mit einer neuen Superspecial in Coimbra startete die Rallye de Portugal 2022 am Donnerstag Abend. Thierry Neuville setzte auf der kurzen Asphaltprüfung vor Ott Tänak und Craig Breen die Bestzeit.

Acht Sonderprüfungen ohne Servicepause (!) standen dann am Freitag auf dem Programm. In dieser Region gab es keinen Regen und dementsprechend staubig präsentierten sich die Strecken am Freitag Morgen. Schlechte Nachrichten für Kalle Rovanperä – als WM-Führender als erster Pilot in der Prüfung bedeutete dies natürlich einen klaren Nachteil.

Als Auftaktprüfung stand „Lousa“ über 12.03 km auf dem Programm. Im Ziel der Prüfung klagten viele der Top-Piloten trotz 4 Minuten Startintervall über die teils stark eingeschränkte Sicht durch den stehenden Staub. Die Startposition sollte hier natürlich wieder ihre Rolle spielen. Mit einer klaren Bestzeit übernahm Elfyn Evans die Gesamtführung. Hinter dem Toyota-Piloten setzten das Ford Duo Gus Greensmith und Pierre-Louis Loubet die schnellsten Zeiten, vor dem zeitgleichen Duo Sebastien Ogier und Ott Tänak.

Im Vergleich zur extrem selektiven und engen Auftaktprüfung präsentierte sich die dritte SP Góis über 19.33 km deutlich schneller und offener. Sebastien Loeb konnte die Tür seines Ford Puma Rally1 am Start nicht komplett schließen. Im Ziel der Prüfung bot sich ein Bild, dass eher einer Crosscountry Rally glich: dicker Staub bedeckte den Rekordweltmeister. Dennoch konnte dieser den Rückstand auf die vor ihm startenden im Zehntelsekunden-Bereich halten. Auch Loebs Teamkollegen Craig Breen und Gus Greensmith klagten im Ziel über Staub im Cockpit. Greensmith konnte nicht an seine Leistung der Auftaktprüfung anschließen, an der Spitze gab es einen Kampf im Zehntelsekunden-Bereich: Elfyn Evans konnte knapp vor Ott Tänak,Takamoto Katsuta und Kalle Rovanperä die Bestzeit setzen. Die Top-7 auf dieser fast 20 km langen Prüfung waren nur durch unfassbare 0,7s getrennt!

Der Klassiker Arganil schloss die erste Schleife am Freitag ab. Hier wurde schon Rallyegeschichte geschrieben. Die Ford-Piloten kämpften weiterhin mit viel Staub im Cockpit, doch einer ließ sich davon nicht beeindrucken: Mit einer überlegenen Bestzeit holte sich Rekordweltmeister Sebastien Loeb sogar die Führung von Elfyn Evans. Eine herausragende Fahrt des Ford-Piloten, welcher den bis dato Führenden um mehr als 10.6s distanzierte.

Sebastien Loeb erreichte somit die mittägliche Tyre fitting zone als Führender mit einem Vorsprung von 0.5s auf Elfyn Evans. Thierry Neuville (+3.3), Ott Tänak (+5.7), Kalle Rovanperä (+5.7) und Sebastien Ogier (+6.7) komplettierten die Top-6 bei einem unglaublich engen Kampf an der Spitze.

In der WRC-2 konnte Teemu Suninen am Vormittag das Kommando übernehmen. Der finnische Hyundai-Pilot führte die Zwischenwertung nach SP 4 vor Andreas Mikkelsen und Kajetan Kajetanowicz an.

In der WRC-2 Masters Wertung konnten Armin Kremer / Timo Gottschalk ihre Führung in SP 2 und drei ausbauen, ehe ein Motorschaden den Tag des deutschen Duos vorzeitig beendete.

So sehr Sebastien Loeb am Vormittag glänzte, der zweite Durchgang in Lousã brachte den Rekordweltmeister kein Glück. Wenige Meter nach dem Start rutschte der Ford-Pilot mit dem Heck gegen eine Mauer und zerstörte sich die Aufhängung. Loeb konnte seine Fahrt nicht mehr fortsetzen und musste den Tag vorzeitig beenden. Im Ziel berichteten die Piloten über die beim zweiten Durchgang nun besonders rauen Strecken.

Adrien Fourmaux war lange Zeit auf dem Weg zur Bestzeit, ein Reifenschaden im letzten Abschnitt kostete dem Ford-Piloten jedoch einige Sekunden. Sebastien Ogier holte sich somit seine erste Bestzeit vor Pierre-Louis Loubet und Thierry Neuville. Elfyn Evans übernahm nach dem Ausfall von Sebastien Loeb wieder die Gesamtführung.

Beim zweiten Durchgang in Góis zeigte sich die Strecke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Piloten welche auf nur einen Ersatzreifen an Bord gesetzt hatten, mussten nun deutlich Tempo rausnehmen. Craig Breen büßte durch einen Reifenschaden knapp 30s ein, noch schlimmer erwischte es Ott Tänak und Sebastien Ogier. Der Este musste einen Reifenschaden auf der Prüfung beheben und verlor dabei knapp 1:40 Minuten, Sebastien Ogier benötigt für den Reifenwechsel knapp 2 Minuten. Takamoto Katsuta hingegen musste nach einem Dreher einen Zeitverlust von knapp 25s hinnehmen. Elfyn Evans konnte seine Führung hingegen mit einer weiteren Bestzeit vor Pierre-Louis Loubet und Thierry Neuville weiter ausbauen.

Auch die Arganil Prüfung zeigte sich von beim Rerun von ihrer harten Seite. Ott Tänak fing sich abermals einen Reifenschaden ein und verlor knapp 1:30 Minuten in der Prüfung. Und auch Sebastien Ogier sollte es abermals erwischen. Der Toyota-Pilot schleppte sich langsam über die Prüfung, musste dann jedoch aufgeben, da keine weiteren Ersatzräder mehr an Bord waren. Der nächste im Bunde war Gus Greensmith, auch der Ford Pilot handelte sich einen weiteren Reifenschaden ein. Kalle Rovanperä holte somit als erstes Fahrzeug in der SP die Bestzeit, deutlich vor dem Gesamtführenden Elfyn Evans und Takmoto Katsuta als dritten Toyota.

Auch in der WRC2 sollten Reifenschäden eine entscheidende Rolle spielen. Der Führende Teemu Suninen büßte seinen Vorsprung nach einem Reifenschaden in SP 7 gänzlich ein und musste in der Gesamtwertung Andreas Mikkelsen deutlich passieren lassen. Auch für Georg Linnamae schienen nach einem Zeitverlust von mehr als 4 Minuten alle Chancen auf eine Top-Platzierung dahin.

Die achte Sonderprüfung führte die Teams auf eine an diesem Tag noch nicht befahrene Strecke. Auch in „Mortágua“ (18.15 km) mangelte es nicht an Drama. Thierry Neuville erreichte mit mehr als 1:30 Min. Rückstand auf Kalle Rovanperä das Ziel der Prüfung und zeigte sich im Interview sehr verärgert – eine Antriebswelle am Hyundai i20 N Coupe war nach einem Reifenschaden auf der Vebindungsetappe gebrochen. Craig Breen als nächster in der Prüfung rutschte bei einem Dreher von der Strecke und konnte aufgrund der starken Staubentwicklung erst nach einiger Zeit seine Fahrt fortzsetzen. Der Ford Pilot verlor knapp eine Minute. Auch Breens Markenkollege Pierre-Louis Loubet rutschte in ähnlicher Weise von der Fahrbahn und in die angrenzenden Bäume. Mit viel Staub im Cockpit setzte der Franzose seine Fahrt fort. In der Gesamtwertung konnte Kalle Rovanperä den zweiten Zwischenrang hinter Elfyn Evans übernehmen, dahinter rangierte nun Dani Sordo als Dritter.

Als Abschluss des Tages stand noch die traditionelle Superspecial Lousada auf dem Programm. Die head to head Show lockte wie immer die Massen, die gewässerte Strecke bot reichlich Action. Die teilweise nach diesem langen Tag schon stark lädierten Boliden sollten auch in Lousada nochmals gefordert werden. Gus Greensmith holte sich sogar auf der kurzen Superspecial einen weiteren Reifenschaden und zeigte sich im Ziel dementsprechend verwundert.

Elfyn Evans holte sich auch auf der finalen Prüfung die Bestzeit und beendete den ersten Tag mit einem Vorsprung von 13.6s auf seinen Teamkollegen Kalle Rovanperä. Dani Sordo komplettierte am Freitag Abend das Podium (+44.4). Takamoto Katsuta, Gus Greensmith und Pierre-Louis Loubet folgten in den Top-6.

In der WRC-2 konnte sich Andreas Mikkelsen trotz angeschlagenen Boliden über die Prüfung retten und den ersten Tag als Führender der WRC-2 vor Teemu Suninen beenden.

Ergebnisse:

Stand nach dem 1. Tag:
01. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 1:25:43.3
02. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1 +13.6
03. Sordo / Carrera, Hyundai i20 N Rally1 +44.4
04. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +49.6
05. Greensmith / Andersson, Ford Puma Rally1 +1:00.7
06. Loubet / Landais, Ford Puma Rally1 +1:15.6
07. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 +1:46.4
08. Breen / Nagle, Ford Puma Rally1 +1:49.3
09. Fourmaux / Coria, Ford Puma Rally1 +2:03.6
10. Tänak / Järveoja, Hyundai i20 N Rally1 +3:38.4

Am Samstag stehen sieben Sonderprüfungen über 164.98 km auf dem Programm.

Weitere Informationen zur Rallye de Portugal 2022: www.rallydeportugal.pt

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