WRC Rally Saudi Arabia 2025: Neuville triumhpiert, Ogier holt den Titel!
Die WRC Premiere der Rally Saudi Arabia bot ein Maximum an Drama und Zwischenfällen. Thierry Neuville holte schlussendlich den Sieg vor Adrien Fourmaux und Sebastien Ogier, der sich seinen 9. WM-Titel sicherte!
Text: Harald Illmer; Fotos: M-Sport Ford WRT, Hyundai Shell Mobis WRT, Toyota Gazoo Racing WRT
Drei Sonderprüfungen über knapp 65 km warteten am Schlusstag noch auf die Teams. Angesichts der knappen Abstände und der Anzahl der Reifenschäden am Vortag war der Ausgang der WRC Rally Saudi Arabia 2025 völlig offen. Ein Herzschlagfinale um den Sieg und die Entscheidung im Kampf um den WM-Titel wurde erwartet.
Am gestrigen Abend überschlugen sich im finalen Service die Ereignisse. Nachdem der Co-Pilot von Adrien Fourmaux eine Minute zu früh an der Zeitkontrolle stempelte wurde über den Führenden eine 1 Minuten Zeitstrafe verhängt. Fourmaux musste den Schlusstag somit als 4. mit knapp 57s Rückstand auf den nun Gesamtführenden Martins Sesks in Angriff nehmen.

Foto: M-Sport Ford WRT
Der Ford-Pilot startete mit 3.4s Vorsprung auf Thierry Neuville in den Schlusstag. Im Kampf um den WM-Titel rangierten zu Beginn des Schlusstages Kalle Rovanperä auf P5, Sebastien Ogier auf P6 und Elfyn Evans auf P8. Somit schlug das Pendel am Samstag Morgen in Richtung eines weiteren Titels für Sebastien Ogier aus. Mit den Zusatzpunkten am Samstag für die Tageswertung und der finalen Powerstage war aber weiterhin alles offen.
Die Auftaktprüfung Thabhan über knapp 16 km bildete später beim zweiten Durchgang auch die finale Powerstage. Ott Tänak eröffnete nach seinem Problemen am Freitag am Samstag die Spur. Von der Topographie war dies eine der langsameren Prüfungen.
Nasser Al-Attiyah musste auch am Schlusstag etwas Rücksicht auf den seit Donnerstag lädierten Rücken seines Co-Piloten Carrera nehmen und etwas Tempo rausnehmen.
Nach den zahllosen Reifenschäden am Freitag blieben alle Rally1-Piloten in der Auftaktprüfung am Samstag von Problemen verschont.
Adrien Fourmaux eröffnete den Samstag mit der klaren Bestzeit vor Kalle Rovanperä, Thierry Neuville und Sebastien Ogier. Martins Sesks fuhr die sechstschnellste Zeit und musste die Gesamtführung somit mit 2.0s Rückstand an Thierry Neuville abgeben.
In der WRC2 musste der lange auf P3 rangierende Kajetan Kajetanowicz einen Rückschlag verzeichnen. Der Pole verlor mehr als 16 Minuten in SP 15 und rutschte weit zurück. Neuer dritter hinter Gus Greensmith und Nikolay Gryazin war nun Robert Virves.

Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Mit mehr als 33 km Länge wartete die längste Herausforderung der WRC Rally Saudi Arabia 2025 mit der vorletzten Prüfung Asfan mit wieder deutlich schnelleren Terrain auf die Teams. In den Zielinterviews der ultraschnellen Prüfung mit sehr langen Abschnitten im Begrenzer zogen viele der Piloten den Vergleich mit der Dakar.
Kalle Rovanperä verzeichnete am Samstag als erster einen Plattfuss. Der Toyota-Pilot setzte zunächst seine Fahrt fort, musste dann jedoch doch anhalten um den Reifen zu wechseln. Kurz darauf erwischte es den Zweitplatzierten Martins Sesks. Bereits im ersten Drittel der Prüfung musste der Ford-Pilot stehenbleiben und den kaputten Pneu wechseln. Alle Hoffnungen auf eine Top-Platzierung waren somit dahin. Und dem noch nicht genug: Wenige Kilometer später war ein weiterer Reifen kaputt. Martin Sesks verlor mehr als 7:43 Minuten.
Auch Takamoto Katsuta wurde die vorletzte Prüfung zum Verhängnis. Der Japaner verschätzte sich beim Anbremsen einer Kurve, kam in den losen Sand und überschlug sich. Mit einem arg ramponierten Boliden schleppte sich Katsuta ins Ziel und verlor 1:20 Minuten. Angesichts des Schadens war eine Weiterfahrt aber fraglich.
Sebastien Ogier blieb von dem allen unbeeindruckt und setzte die Bestzeit in SP 16 vor Thierry Neuville und Sami Pajari und rückte unglaublicherweise auf den dritten Gesamtplatz hinter Neuville und Fourmaux nach vorne. Adrien Fourmaux verlor im dichten Staub der vor ihm gefahrenen Piloten, die einen Reifenschaden wechselten, viel Zeit. Im Ziel fehlten dem Franzosen 42s auf die Bestzeit von Ogier. Der Franzose erhielt vor dem Start der Powerstage jedoch eine Zeitgutschrift durch die Sichtbehinderung in SP 16. Der Franzose startete nun als Gesamtzweiter mit 54.7s Rückstand auf Neuville und mit 16.2s Vorsprung auf Ogier in die letzte Prüfung.

Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Die finale Powerstage sollte die Entscheidung um den Sieg bei der Premiere der WRC Rally Saudi Arabia 2026 und dem WM-Titelkampf bringen. Nasser Al-Attiyah eröffnete die Powerstage vor Ott Tänak. Der Hyundai-Pilot sollte eine erste Richtzeit für die Bestzeit setzen. Für Tänak bedeutet die finale Prüfung ebenso wie für Kalle Rovanperä den Abschied aus der WRC, zumindest für die Saison 2026.
Kalle Rovanperä kam der vorgelegten Zeit von Ott Tänak bis auf 0.2s nahe, konnte diese aber noch nicht unterbieten. Elfyn Evans knallte dann eine neue deutliche Bestzeit in den Schotter und unterstrich, dass er den Kampf um den WM-Titel noch nicht aufgegeben hatte.
Ohne Frontscheibe, dafür mit Skibrille adjustiert nahm Takamoto Katsuta die finalen 16 km der WRC Saison 2026 in Angriff und sorgte für spektakuläre Bilder. Im Kampf um die Bestzeit hatte der Japaner unter diesen Bedingungen natürlich keine Chance.
Sebastien Ogier ließ auf der finalen Prüfung nichts mehr anbrennen. Der Franzose sicherte sich somit seinen neunten Weltmeister-Titel und zog mit Sebastien Loeb als Rekordweltmeister gleich. Für Elfyn Evans bedeutet dies bitterweise zum bereits fünften Mal den Vize-Titel!

Foto: M-Sport Ford WRT
Genauso legten es die beiden Hyundai-Piloten an der Spitze an: Thierry Neuville sicherte sich seinen ersten Saisonsieg, Adrien Fourmaux feierte mit P2 sein bisher bestes WM-Resultat!
Hinter Neuville, Fourmaux und Ogier an der Spitze folgten Sami Pajari, Takamoto und Elfyn Evans in den Top-6. Die Top-ten komplettierten Kalle Rovanperä, Gregoire Munster, Josh McErlean und Oliver Solberg.
Die Powerstage Wertung entschied Elfyn Evans vor Sebastien Ogier und Ott Tänak für sich, die Tageswertung für den Schlusstag holte Sebastien Ogier vor Elfyn Evans und Thierry Neuville.
In der WRC2 feierte Gus Greensmith einen ungefährdeten Sieg vor Nikolay Gryazin und Robert Virves.

Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Ergebnisse:
Endstand nach SP 18:
01. Neuville / Wydaeghe, Hyundai i20 N Rally1 3:21:17.3
02. Fourmaux / Coria, Hyundai i20 N Rally1 +54.7
03. Ogier / Landais, Toyota GR Yaris Rally1 +1:03.3
04. Pajari / Salminen, Toyota GR Yaris Rally1 +1.51.7
05. Katsuta / Johnston, Toyota GR Yaris Rally1 +1:59.9
06. Evans / Martin, Toyota GR Yaris Rally1 +3:43.9
07. Rovanperä / Halttunen, Toyota GR Yaris Rally1 +5:31.5
08. Munster / Louka, Ford Puma Rally1 +7:07,2
09. McErlean / Treacy, Ford Puma Rally1 +8:30.5
10. Solberg / Edmondson, Toyota GR Yaris Rally2 +10:00.6
Stimmen im Ziel:
Sebastien Ogier: „Was für ein Kampf mit Elfyn und Scott! Ein großer Champion braucht große Gegner, und sie waren unglaublich stark und haben uns bis zum Schluss alles abverlangt. Glückwunsch an sie, auch an Kalle und Jonne und an das gesamte Team. Es war eine so erfolgreiche Saison, und ich bin stolz und glücklich, Teil dieser Familie zu sein. Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen neunten Titel gewinnen würde, nachdem ich mich entschieden hatte, etwas zu verändern und mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Das verdanke ich der Chance, mit diesem fantastischen Team zusammenzuarbeiten und in Vincent einen jungen Beifahrer zu finden, der einen großartigen Job an meiner Seite macht, so viel positive Energie mitbringt und mich jünger fühlen lässt. Gemeinsam haben wir Großartiges erreicht, und ich freue mich sehr, ihn im Club der Weltmeister willkommen zu heißen.“
Elfyn Evans: „Ich denke, wir haben an diesem Wochenende unser Bestes gegeben. Der Reifenwechsel am Freitag war nicht hilfreich, aber das war diese Woche typisch, und jeder hatte mit Problemen zu kämpfen. Ich hatte in der mittleren Etappe keinen guten Lauf – ich hatte dieses Wochenende in den sandigeren Abschnitten etwas zu tun – und viele andere hatten Schwierigkeiten, wodurch Seb in der Gesamtwertung nach oben kletterte. Für uns hat es nicht gereicht, aber Seb und Vincent waren das ganze Jahr über fantastisch und haben diesen Titel verdient. Ich bin ein Wettkämpfer und will immer mehr, aber es war eine gute Saison mit einem fantastischen Team im Rücken, das uns bis zum Schluss unterstützt hat: Vielen Dank an alle für die großartige Arbeit.“
Thierry Neuville: „Es war eine lange Wartezeit seit dem letzten Sieg, aber es ist schön, wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, besonders zum Saisonende nach einem schwierigen Jahr. Wir sind überglücklich, und der Doppelsieg ist natürlich sehr wichtig für das Team – alle haben hart gearbeitet. Die nächsten Wochen sind entscheidend, um uns 2026 wieder zu Titelkandidaten zu machen. Wir müssen weitere Upgrades und Verbesserungen am Auto vornehmen und auch die Teamstruktur weiterentwickeln. Wir haben in letzter Zeit viel über die Weiterentwicklung des Autos gelernt und müssen diese Erkenntnisse nun in die Praxis umsetzen.“

Foto: Hyundai Shell Mobis WRT
Martins Sesks: „Nun, ich denke, es ist eine gewisse Erleichterung für Renārs und mich, dass wir das Tempo haben und die Dinge richtig angehen können. Ich bin zufrieden mit dem, was wir gemeinsam mit dem Team nach all der harten Arbeit gezeigt haben. Es war eine Freude, wieder hier zu sein.“
Adrien Fourmaux: „Wenn man unsere Strafe außer Acht lässt, bin ich wirklich zufrieden mit unserem Rallye-Verlauf. Wir haben uns, entgegen der Entscheidung der anderen, zu Beginn für weiche Reifen entschieden, und das war die richtige Wahl. Wir haben den Druck der aufholenden Konkurrenz gut bewältigt, und ich bin sehr froh, dass uns das gelungen ist und wir diese Selbstbeherrschung im Auto bewiesen haben. Wir sind die inoffiziellen Sieger! Die Geschwindigkeit stimmt, das Management stimmt und auch die Zuverlässigkeit ist da. Genau das brauche ich, um meine Motivation für nächstes Jahr aufrechtzuerhalten – es gibt keinen Grund, an den Fortschritten zu zweifeln, die wir dieses Jahr gemacht haben.“
Kalle Rovanperä: „Herzlichen Glückwunsch an Seb und Vincent zum Titel! Sie haben ihn sich redlich verdient, sie waren dieses Jahr überragend. Für uns war es nicht die letzte Rallye, die wir uns gewünscht hätten, aber wir wussten, dass es hart werden würde. Trotzdem ist das Gefühl großartig. Natürlich ist es traurig, den Sport und die Menschen zu verlassen, die den größten Teil meines Lebens ausgemacht haben, aber ich kann auch wahnsinnig stolz auf das Erreichte sein: Es war einfach fantastisch. Ich habe so vielen Menschen zu danken, aber zuallererst Jonne. Wir hatten so viel Spaß zusammen, großartige Ergebnisse und jede Menge Freude. Und ein besonderer Dank geht an Toyota und das gesamte Team für diese großartigen Jahre.“

Foto: Toyota Gazoo Racing WRT
Takamoto Katsuta: „Es war gut, die Rallye ins Ziel zu bringen, aber es hätte heute besser laufen können. Wir kämpften um einen Podiumsplatz, bis wir in der vorletzten Sonderprüfung eine etwas zu optimistische Ansage machten. Wir kamen von der Strecke ab, und als wir zurück auf die Straße wollten, gruben wir uns im sehr weichen Sand ein und überschlugen uns. Es ist wirklich schade, denn wir waren das ganze Wochenende über geduldig und haben dann diesen kleinen Fehler gemacht, aber so ist Rallyesport. Es tut mir leid für das Team, aber ich möchte ihnen für die großartige Unterstützung in diesem Jahr danken und werde hart arbeiten, um stärker zurückzukommen.“
Josh McErlean: „Es war eine anspruchsvolle Rallye für uns. Ein Reifenschaden auf der ersten Etappe zwang uns, die folgenden Tage mit Streckenreinigung zu verbringen, was natürlich nicht optimal war. Trotzdem war es ein unglaubliches Erlebnis, beim ersten WRC-Event Saudi-Arabiens dabei zu sein und diese fantastischen Wüstenetappen zu erleben. Dass wir trotz der vielen Reifenschäden noch unter die ersten Zehn gekommen sind, spricht für die Stärke des Teams. Ein großes Lob an alle Beteiligten, insbesondere an die Motorsport Ireland Rally Academy, John Coyne und Eoin, der die Streckennotizen verfasst hat. Jetzt freuen wir uns auf die nächste Herausforderung.“
Ott Tänak: „Heute war nicht der beste Tag um als Erster zu starten. Es war anstrengend, aber wir haben trotzdem versucht, einen guten Rhythmus zu finden und gut zu fahren. Diese Autos gehören momentan zu den besten im Motorsport. Sie machen richtig Spaß zu fahren und ich bin mir sicher, dass sie auch von außen spannend anzusehen sind. Ich habe versucht, den heutigen Tag zu genießen, und das habe ich auch. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Ich weiß nicht, wie sehr sich die Dinge verändern werden, aber wir werden sehen, was der Sport macht und wohin er sich entwickelt. Ich wende dem Rallyesport nicht den Rücken zu, er hat mir so viel gegeben und dafür bin ich sehr dankbar.“

Foto: M-Sport Ford WRT
Sami Pajari: „Wir sind mit dem Ziel hierhergekommen, den ersten Sieg zu holen, und es lief über weite Strecken der Rallye wirklich gut. Es ist enttäuschend, was gestern Nachmittag passiert ist und uns ein noch besseres Ergebnis verwehrt hat, aber ich bin super zufrieden mit unserer Leistung hier diese Woche bei einer neuen und anspruchsvollen Rallye. Nach dem Podiumsplatz in Japan beenden wir unsere erste Saison mit einem sehr guten Gefühl, und ich bin dem Team sehr dankbar für die großartige Arbeit, die sie leisten, um uns schneller und stärker zu machen. Das sieht vielversprechend für nächstes Jahr aus, und ich freue mich schon sehr darauf.“
Gregoire Munster: "Saudi-Arabien war eine neue Erfahrung für uns – heiß, rau und mit sehr unterschiedlichem Terrain. Wir hatten alles, von sehr schnellen Abschnitten bis hin zu technisch anspruchsvollen Etappen, und andere mit tiefem Sand und Spurrillen, die einen völlig anderen Fahrstil erforderten. Ich bin froh, dass wir ohne größere Probleme durchgekommen sind. Das Tempo war nicht ganz so, wie wir es uns gewünscht hätten, aber der achte Platz in der Gesamtwertung und die geholten Punkte sind ein solides Ergebnis. Ein großes Dankeschön an das gesamte Team für seinen Einsatz. Es war eine lange und harte Saison mit vielen positiven Aspekten, und es ist gut, darauf zurückblicken zu können."
Nasser Al-Attiyah: „Ich freue mich riesig, hier im Rallye-1-Auto antreten zu dürfen. Ein großes Dankeschön an M-Sport, die das möglich gemacht haben. Es war gar nicht so einfach, ein Auto zu finden, und nach einem Anruf bei Malcolm hatten wir plötzlich eins. Es ist fantastisch, hier zu sein und auf diesem Niveau zu fahren – normalerweise starte ich im Rallye-2-Auto, aber diese Sonderprüfungen in einem Rallye-1-Auto zu erleben, ist etwas ganz anderes. Ich bin sehr zufrieden mit der Erfahrung und werde auf jeden Fall versuchen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.“
WM-Stände:
WM Stand Fahrer: 01. Ogier - 293 Punkte, 02. Evans - 289, 03. Rovanperä - 256, 04. Tänak - 217, 05. Neuville - 194, 06. Katsuta - 122, 07. Fourmaux - 115, 08. Pajari - 107, 09. Solberg - 70, 10. Munster - 40
WM-Stand Hersteller: 01. Toyota Gazoo Racing WRT - 735 Punkte, 02. Hyundai Shell Mobis WRT - 511, 03. M-Sport Ford WRT - 205, 04. Toyota Gazoo Racing WRT 2 - 158
Die Rallye Weltmeisterschaft startet von 21. - 25. Jänner 2026 traditionell mit der Rallye MonteCarlo in die neue Saison. |