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DRM: ADAC Knaus Tabbert 3-Städte Rallye 2022: Cais triumphiert, Titel an Geipel!

Erik Cais triumphiert bei der ADAC Knaus Tabbert 3-Städte Rallye 2022 in Deutschland, Tschechien und Österreich. / Rückschläge, Aufholjagden und ein Happy End: Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger werden Deutsche Rallye-Meister. / Viel Action beim grenzenlosen Motorsport-Fest.

Fotos: Harald Illmer, Axel Kindermann

Souveräner Gesamtsieger der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye wurde das tschechisch-ungarische Duo Erik Cais und Igor Bacigá. Die Fahrer-Besatzung des Ford Fiesta R5 ließ von Anfang an über den Ausgang der Konkurrenz keine Zweifel aufkommen und dominierte die Konkurrenz. Auch die Österreicher Simon Wagner und Gerald Winter zeigten im Škoda Fabia Rally2 Evo Rang ihre Extraklasse und lagen lange Zeit auf Rang zwei, ehe sie ein Unfall in der zehnten Sonderprüfung stoppte. Die deutschen Starter bewiesen jedoch in allen Klassen, dass sie in dem international stark besetzten Feld durchaus mithalten können. Eindeutige Gewinner waren die Zuschauer, die in Tschechien, Österreich und Deutschland hochklassigen Rallyesport bei unterschiedlichsten Bedingungen erleben konnte. Zahlreiche Besucher fanden den Weg an die gut ausgeschilderten Zuschauerpunkte und verliehen der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye als Abschluss einer sportlich hochkarätigen und bis zum Schluss spannenden Saison in der Deutschen Rallye-Meisterschaft einen stimmungsvollen Rahmen.

Ebenfalls am Start für ZM-Racing war der Österreicher Hermann Neubauer mit Co-Pilotin Ursula Mayrhofer auf Ford Fiesta Rally2, der heuer in Österreich Vize-Meister hinter Simon Wagner wurde.

Neubauer begann die Rallye fulminant, nach den Zwischenzeiten lag er schon vorne, doch dann machte sich ein Defekt bemerkbar, der Motor lief nur mehr auf drei Zylindern und Neubauer büßte im Ziel dieser ersten Wertungsprüfung mehr als vierzig Sekunden ein. Die Mechaniker von ZM-Racing erkannten als Schadenursache ein elektronisches Problem und man forderte Neubauer auf ein anderes System im Auto umzuschalten. Diese Tatsache führte dazu, dass der Salzburger mit der Wut im Bauch sich die Bestzeiten auf den Prüfungen Zwei und Drei holte und sich damit vom 20. Platz auf den zehnten Rang nach vorarbeiten konnte. Dann kam die WP 4 und schon wieder kam es zu einem Leistungsverlust, etwa die gleichen Probleme wie am Beginn der Rallye. Im Service traf man dann schweren Herzens die Entscheidung die Rallye nicht mehr fortzusetzen.

Nach einer fantastischen Aufholjagd haben Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger nicht nur die DRM-Wertung bei der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye gewonnen. Das dynamische Duo wurde durch diesen nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg zum ersten Mal Deutscher Rallye-Meister. Nach dem Auftakt am Freitag beim letzten DRM-Tourstopp hatte die Besatzung des Škoda Fabia Rally2 Evo noch mit über einer halben Minute Rückstand hinter der Spitze gelegen. Doch im Regen erzielten Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger am Samstag eine Bestzeit nach der anderen und gewannen fünf der insgesamt acht Tagesprüfungen.



Mit dem Sieg in der finalen SP übernahmen sie die Führung und lagen nach knapp 170 Wertungskilometern durch Tschechien, Deutschland und Österreich mit dem minimalen Vorsprung von 0,5 Sekunden vorn. Dieser Last-Minute-Erfolg bedeutete gleichzeitig die Meisterschaft mit einem Punkt Vorsprung vor Marijan Griebel, der in Niederbayern nur Vierter wurde. Philip Geipel: „Mir fehlen die Worte. Es fing schlecht an, ich hatte ein Verbremser im Wald und wir lagen 30 Sekunden hinten. Im Regen hat heute dagegen alles geklappt. Wir waren am Anschlag, ich habe 110 Prozent gegeben, Katrin hat alles exakt angesagt. Es war ein Wahnsinns-Jahr und eine tolle Abschluss-Rallye. Dass so viele Zuschauer trotz des schlechten Wetters gekommen sind, ist einmalig.“ Katrin Becker-Brugger: „Ich kann das gar nicht fassen. Wir haben mit 0,5 Sekunden die DRM-Wertung gewonnen und sind mit einem Punkt Vorsprung Deutscher Meister geworden. Wie immer habe ich Philip den Zwischenstand nicht verraten, aber in den beiden letzten Prüfungen total gepusht. Trotzdem kann ich das gar nicht glauben.“



Der entthronten Deutsche Rallye-Meister Marijan Griebel nahm sein Schicksal sportlich. Zusammen mit seinem Co-Piloten Tobias Braun hatte der 33-Jährige nach der ersten Etappe am Freitag vorn gelegen. Doch der Regen machte am Samstag alle Meisterschaftsträume zunichte. Das Fahrer-Duo konnte im Citroën C3 Rally2 das Tempo an der Spitze nicht mitgehen und fiel schließlich auf Rang vier zurück. „Bei diesem Regen war es auf der Strecke teilweise gefährlich. Das Auto ist mit 180 km/h im Wald dahin gefahren, wo es gar nicht hin sollte. Das Risiko war es mir einfach nicht wert, trotzdem hatte ich die große Chance, Meister zu werden. Doch es ist genau so gekommen, wie es nicht hätte kommen sollen. Philip lag vorn und ich wurde nur Vierter. Aber er ist auch tadellos gefahren und es war sein Meisterstück, das er heute gemacht hat. Vor zehn Jahren wäre für mich nach so einem unglücklichen Ergebnis noch eine Welt zusammengebrochen. Mittlerweile habe ich viel gewonnen, da kann man auch mal knapp verlieren. Deshalb gratuliere ich Philip und Katrin zu der Meisterschaft“, erwies sich Marijan Griebel auch in der Niederlage als Champion.



Bei dieser Dramaturgie ging die Leistung der beiden anderen deutschen Spitzenfahrer in der Top-Klasse fast unter. Dominik Dinkel und Pirmin Winklhofer machten im Ford Fiesta Rally2 als Zweite einen ganz starken Wettkampf und schrammten nur knapp am ersten Saisonsieg vorbei. „Ich habe am Freitag die ersten Prüfungen in Tschechien ein wenig verschlafen und dort Zeit liegen lassen. Heute hatten wir viel Aquaplaning. Da musste man abwägen, ob volles Risiko das Richtige ist. Ich hatte in der Meisterschaft keine Chance mehr, Philip nichts zu verlieren. Das hat man gemerkt“, erklärte Dominik Dinkel. Auch Julius Tannert, der Dritter wurde und den gleichen Rang in der Meisterschaft belegte, hatte eher auf Vorsicht gesetzt. „Die Prüfungen am Freitag waren anspruchsvoll und haben viel Spaß gemacht. Am Samstag hatten wir viel stehendes Wasser, schlechte Sicht und beschlagene Scheiben, eben alles, was man nicht braucht. Es war ein Kampf gegen die Elemente und der war verdammt hart“, so Tannert.



Der Meistertitel in der DRM2-Kategorie war zwar schon vor der letzten Saison-Etappe vergeben, doch um die Podiumsplätze wurde bei der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye bis zum Schluss gefightet. Nach dem ersten Tag hatten Gaststarter Christian Riedemann und Beifahrerin Jennifer Lerch das Feld im Opel im Corsa Rally4 angeführt. Doch Lokalmatador Raffael Sulzinger drehte mit Co-Pilotin Lisa Kiefer (Ford Fiesta Rally4) am Samstag im Regen auf, gewann die Klasse und schob sich damit in der Meisterschaft noch auf Rang drei vor. „Es ist angenehm, vor den eigenen Leuten zu fahren und im eigenen Bett schlafen zu können. Wir hatten zunächst einen technischen Fehler in unserer Handy-App, mit der wir den Aufschrieb vornehmen. Das war fürchterlich, weil wir für den ersten Tag viele Kurven zu schnell geschrieben hatten. In der Nacht haben wir nicht geschlafen, sondern alles onboard korrigiert. Das hat sich gelohnt. Dennoch verlief die Saison insgesamt etwas frustrierend, denn eigentlich wollen wir um die Meisterschaft mitkämpfen. Nächstes Jahr greifen wir wieder an“, gab sich der Bayer kämpferisch.



Platz zwei in der DRM2-Meisterschaft hinter Titelträger Martin Christ sicherte sich Kombination René Noller und Stefan Kopczyk. Allerdings hatte das Duo kurz vor Schluss einen Abflug und konnte die 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye nicht beenden, wurde jedoch aufgrund der mehr erzielten Siege Zweiter vor dem punktgleichen Sulzinger. Jonas Ertz und Maresa Lade (Opel Corsa Rally4) freuten sich über Platz vier und den gleichen Rang in der Meisterschaft. „Es war eine tolle Strecke mit vielen verschiedenen Charakteristika und einem gesunden Mix aus allem. Da gab es die schnellen Tschechen-Prüfungen, teilweise im Dunkeln, heute ging es im Regen durch den Wald, wo ziemlich viel auf der Strecke schmierte. Wir haben zum Glück die richtige Reifenwahl getroffen und wenn die hinhaut, ist man entspannt“, erklärte Maresa Lade.

Die DRM Classic gewannen Walter Gromöller und René Meier im Opel Ascona 400. Platz zwei belegten Andreas Dahms und Paul Schubert im Porsche 911, die aber bereits als Gewinner der Wertung feststanden.

Timo Schulz hat sich auch beim Saisonfinale des ADAC Opel e-Rally Cup keine Blöße gegeben. Bei widrigsten äußeren Bedingungen mit Regen, Nebel und extrem tückischen Pisten feierte der schon nach der Rallye Mont-Blanc Morzine als Champion feststehende Saarländer auch den Sieg bei der ADAC Knaus-Tabbert 3-Städte Rallye rund um Waldkirchen bei Passau im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Österreich. An der Seite seines Beifahrers Benedikt Preißmann gewann der 23-Jährige aus Siersburg im Corsa-e Rally von Schmack Motorsport am Ende 16,4 Sekunden vor seinen Teamkollegen Calle und Torbjörn Carlberg. Damit sicherte sich das schwedische Sohn-Vater-Gespann auch die Vizemeisterschaft vor den Saarländern Max Reiter und Lina Meter, die beim Saisonfinale nach einem Dreher in der siebten Sonderprüfung den dritten Rang belegten.

„Wir sind die Rallye wie immer etwas verhaltener angegangen, zumal die Freitagabend-Prüfungen in Tschechien sehr anspruchsvoll waren“, so Schulz. „Auch am völlig verregneten Samstag haben wir uns bemüht, keine unnötigen Risiken einzugehen. Mit einem Abflug wollte ich eine so tolle Saison nicht beenden. Umso schöner, dass es am Ende zum Sieg gereicht hat.“ Schon jetzt darf sich der Champion des ersten elektrischen Rallye-Markenpokals weltweit auf einen weiteren großen Schritt in seiner jungen Karriere freuen: Im Opel Corsa Rally4 des ADAC Opel Rally Junior Teams wird er in der kommenden Saison in die Rallye-Junior-Europameisterschaft (JERC) aufsteigen und versuchen, in die Fußstapfen des Franzosen Laurent Pellier zu treten, der 2022 den insgesamt fünften JERC-Titel für das ADAC Opel Rally Junior Team eingefahren hat. „Damit wird ein Traum wahr“, sagt Schulz.



Zunächst sah es sehr danach aus, als ob sich ein weiteres Team in den schon gewohnten Dreikampf zwischen Schulz, Reiter und Carlberg würde einmischen können. Denn ihr Debüt im ADAC Opel e-Rally Cup begann der Waliser Tom Cave mit Copilot Dale Furniss gleich einmal mit einer Bestzeit in der ersten gewerteten Prüfung am Freitagabend. „Ich konnte mich bei einer Rallye in England schon mal auf den Corsa-e Rally einstellen, kenne aber natürlich weder Cup noch Rallye. Aber unser Aufschrieb hat perfekt gepasst, und wir haben rasch einen guten Rhythmus gefunden“, so der dreimalige Britische Rallye-Vizemeister. Die Freude über den starken Auftakt wich tags darauf Ernüchterung. Nach einem heftigen Einschlag in der achten Sonderprüfung am Samstagvormittag blieb die Besatzung zwar unverletzt, der Corsa-e Rally des Myerscough College allerdings trug schwere Beschädigungen davon.

Dafür trumpfte ein weiterer Gastfahrer groß auf. Fabian Zeiringer und seine Cup-erfahrene Beifahrerin Claudia Maier belegten vor Landsmann Luca Pröglhöf und dessen deutscher Copilotin Melanie Kalinke einen bemerkenswerten vierten Rang – und das, obwohl Zeiringer den Corsa-e Rally im Shakedown am Donnerstag erstmals hatte testen können. „Das ist schon eine Umstellung, aber ich habe mich schnell wohlgefühlt. Elektrischer Rallyesport ist anders – aber er macht richtig viel Spaß“, lobte der 26-jährige Ex-Skirennläufer aus dem steirischen Birkfeld.



Sehr ähnlich äußerte sich auch Leon Hasenkamp, der den Gasteinsatz bei der ADAC 3-Städte Rallye als Lohn für den Gewinn des ADAC Clubsport Rally Sprint Cup 2022 erhalten hatte. „Unter diesen schwierigen Bedingungen mein Debüt im ADAC Opel e-Rally Cup zu geben, war wirklich keine einfache Aufgabe. Es war ja alles neu für mich – Rallye, Auto und Reifen“, so der 24-Jährige aus Lübbecke, der im Dreiländereck von Mika Jordan auf dem heißen Sitz unterstützt wurde und am Ende den neunten Rang belegte. „Wir wollten nichts erzwingen, sondern die Rallye unbedingt beenden. Ich bin froh, dass uns das gelungen ist. Das Auto hat keinen Kratzer!“

Hingegen war die bis dahin tadellose Cup-Premiere des jungen Hemhofeners Jonas Müller mit seiner Mutter Katharina als Beifahrerin nach einem Unfall in SP9 zwar nicht beendet – sie konnten die Power Stage (SP14) nach einer Blitzreparatur wieder unter die Räder nehmen – aber zumindest stark beeinträchtigt. Dennoch hinterließ auch der 17-Jährige beim Elektro-Debüt einen starken Eindruck.

Endstand nach 14 Sonderprüfungen:
01. Cais / Bacigal, Ford Fiesta R5 1:33:25,8 Stunden
02. Geipel / Becker,-Brugger Skoda Fabia Rally2 Evo + 56,1
03. Dinkel / Winklhofer, Ford Fiesta Rally2 + 56,4
04. Tannert / Christian, VW Polo GTI R5 + 1:00,8
05. Griebel / Braun, Citroen C3 Rally2 + 2:26,9
06 .Rossgatterer / Heigl, Skoda Fabia Rally2 + 3:23,2
07. Jirasek / Machu, Skoda Fabia R5 +5:47.6
08. Sulzinger / Kiefer - Ford Fiesta Rally 4 +7:56.4

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