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Sonntag, 18. April 2010
 
DRM: Witmann siegt in Hessen vor Wallenwein
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Spannende Positionskämpfe und ein Überraschungssieger aus Österreich: Das ist die Bilanz des zweiten Laufs zur Deutschen Rallye-Meisterschaft.

Bei der ADAC Hessen-Rallye konnte Franz Wittmann jr. Im Peugeot 207 Super 2000 mit seinem Co-Piloten Klaus Wichaals Gaststarter den Sieg holen. Er profitierte dabei auch vom Ausfall seines schärfsten Konkurrenten Matthias Kahle (Skoda Fabia Super 2000), mit dem er sich bis zur zehnten von 13 SPs einen Sekundenfight um die Führung geliefert hatte. Auch der Schlussspurt der schwäbischen Brüder Mark und Sandro Wallenwein blieb unbelohnt: Mark, mit Co-Pilot Stefan Kopczyk (Heilbronn) im Werks-Skoda Fabia Super 2000 unterwegs, sicherte sich nach den 143,8 Bestzeitkilometern rund um die Burgenstadt Schlitz mit einem Rückstand von 27,5 Sekunden den zweiten Platz. Sein älterer Bruder Sandro platzierte sich mit dem Laubacher Marcus Poschner auf dem Beifahrersitz im Subaru Impreza N15 auf Rang drei.

Franz Wittmann und Klaus Wicha (Peugeot 207 S2000) haben bei der Vogelsberg-Rallye, dem zweiten Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft, nichts anbrennen lassen. Nachdem das Interwetten Racing-Duo bereits auf der ersten Sonderprüfung des zweiten Tages die Führung übernommen hat, konnte Wittmann den Vorsprung bis ins Ziel auf 27,5 Sekunden gegenüber Marc Wallenwein (Skoda Fabia S2000) ausbauen. Dritter wurde Sandro Wallenwein (Subaru Impreza N15).

Wittmann: „Natürlich darf man schon sehr stolz sein, wenn man einen Lauf zur Deutschen Rallye Meisterschaft gewinnt. Noch dazu bei so einer starken Konkurrenz mit zwei Skoda S2000, die mit Werksmaterial unterwegs waren. Für uns ist es die Bestätigung, dass wir uns ständig weiter entwickeln. Mein Dank gilt dem Team, das am Donnerstag sensationell gearbeitet hat und einen schwer zu findenden Fehler in Rekordzeit behoben hat. Da hätte die Rallye schon vorzeitig beendet sein können und wir hätten auf viele wichtige Testkilometer verzichten müssen.“

„Wir mussten bis zum Schluss um jeden Zentimeter und jede Sekunde kämpfen“, resümierte der bestplatzierte DRM-Pilot Mark Wallenwein im Ziel der Hessen-Rallye. Beim dritten DRM-Lauf im Rahmen der AvD-Sachsen-Rallye (27. bis 29.Mai) würde der Schwabe seine Top-Form gerne wieder unter Beweis stellen: „Bei der Wikinger-Rallye wurden wir zu Saisonbeginn Dritte, an diesem Wochenende hat es für den zweiten Platz gereicht – jetzt wäre ein Sieg in Sachsen die logische Fortsetzung“, grinste der Youngster nach seinem zweiten Lauf in der höchsten Division der DRM.

„Aber das ist natürlich nicht so einfach, denn die Leistungsdichte in der DRM ist extrem hoch.“ Eine ähnliche Einsicht hatte Bruder Sandro, der mit dem dritten Platz leben konnte:

„Gegen die Super-2000-Autos hatten wir hier keine Chance. Selbst auf den fahrerisch anspruchsvollen SPs, auf denen die Fahrzeugpower keine so große Rolle spielte, kamen wir nicht an die Spitze heran.“

Insofern erreichte der amtierende DRM-Vizemeister sein Ziel:

„Wir fahren hier um den Sieg bei den Gruppe-N-Fahrzeugen – mehr ist nicht drin.“ Und genau dies gelang ihm, denn Wallenwein konnte sowohl Hermann Gassner (Gesamt-Vierter, +1:15,6 Min.) als auch Peter Corazza (+3:00,2 Min., beide Mitsubishi Lancer Evo) auf Distanz halten. „Wir haben hier noch viel an Spur und Sturz geändert“, erläuterte Corazza nach der Rallye seine Performance. „Nun ist unser neu aufgebauter Lancer langsam so, wie ich es brauche.“

Auch Hermann Gassner haderte ebenfalls ein wenig mit der Leistung seines Evo-10-Mitsubishi: „Wir sind an der Spitzengruppe dran, aber es fehlt noch der letzte Tick. Mehr geht derzeit nicht. Auch SP-Bestzeiten wie bei der Wikinger-Rallye waren hier nicht drin.“ Auch die Porsche-Fraktion der DRM war in Hessen ohne Chance im Kampf um die Spitze. Ein gegenüber den Vorjahren leicht erhöhter Schotteranteil kostete die bulligen GT3-Hecktriebler wertvolle Sekunden.

Toni Werner war als Siebtplatzierter der Klassenprimus der Porsche-Piloten. Maik Stölzel, der auf der ersten Etappe noch mit einer SP-Bestzeit glänzen konnte, hatte am linken Hinterrad nach einem Ausritt einen defekten Dämpfer: „Der 911er fährt in jeder Kurve anders“, wunderte sich der Zwickauer im Zwischenservice. Auch Olaf Dobberkau hatte ein ereignis- aber nicht erfolgreiches Wochenende und fiel mit einem Kupplungsdefekt aus.

Ein Pilot konnte nach dem Zieleinlauf der Hessen-Rallye gar nicht genug grinsen:Felix Herbold hatte mit Kevin Zemanik im Honda Civic Type R nicht nur den hervorragenden sechsten Gesamtplatz herausgefahren, sondern damit auch den Sieg in der Division 2 geholt. Mit den so geernteten Punkten konnte der Bayer auch die Gesamtführung in der DRM-Tabelle übernehmen: Vor dem dritten Lauf in Sachsen rangiert er mit 44 Zählern auf dem ersten Rang und hat drei Punkte Vorsprung auf die beiden Wallenwein-Brüder.

Im Fight um den Divisionssieg profitierte er auch vom Pech der Kollegen: Carsten Mohe, der mit Lokalmatadorin Katrin Becker auf dem Beifahrersitz zwischenzeitlich auf den sechsten Gesamtrang nach vorne gefahren war, fiel nach einem Ausritt aus: „Vor einer Kurve brach uns die Servopumpe der Lenkung und wir wurden zu Zuschauern“, erzählte der Renault-Clio-Pilot anschließend. „Ich konnte nicht mehr lenken und wir sind in einen tiefen Graben gerutscht. Damit war die Rallye gelaufen. Trotzdem: Ich bin mit unserem Auftritt sehr zufrieden, schließlich lagen wir bis zum Ausfall hervorragend im Gesamtklassement.“

Auch Tim Stebani als Dritter im Bunde der fest eingeschriebenen Division-2-Piloten haderte mit dem Schicksal. Er musste seinen Opel Corsa OPC nach einem Getriebedefekt abstellen: „Unglaublich, wir hätten mit um den Divisionssieg kämpfen können – und schon wieder stoppt uns der Defektteufel.“

In der Spitzengruppe der DRM-Tabelle hat sich auch der Lars Mysliwietz (Citroën C2 R2 Max) nach zwei Divisionssiegen fest etabliert. 40 Punkte für die beiden Erfolge bringen ihm nach dem zweiten Lauf die vierte Meisterschaftsposition ein. Auf den Hessen-SPs war der Saarländer mit seinem Co-Piloten Oliver Schumacher konkurrenzlos schnell: Vom Start weg setzte sich das Duo in Führung, die es bis ins Ziel souverän verteidigte. „Eigentlich machtdas gar keinen Spaß: So weit in Führung zu liegen ist ein wenig, wie im lufleeren Raum zu fahren“, so Mysliwietz.

Auch in der Gruppe H sah es zunächst so aus, als ob ein Pilot das Feld fast nach belieben dominiert: Der Österreicher Ruben Zeltner führte mit Ehefrau Petra auf dem Beifahrersitz das Feld der Division 5 zunächst souverän an, musste dann aber auf der sechsten SP die Flügel strecken, asl am BMW M3 die Antriebswelle abriss. „Wir sind trotzdem zufrieden“, blieb Zeltner im Anschluss gelassen. „Wir wissen, was wir am M3 noch ändern müssen. Es wäre schön gewesen, hier im stark besetzten Gruppe-H-Feld die Rallye bis zum Ende zu fahren um das Endergebnis zu sehen.“

So war der Weg frei für Markus Fahrner / Sebastian Glatzel (Opel Kadett C Coupé) die schließlich den Gruppe-H-Sieg holten.

Endstand:
01. Wittmann / Wicha, Peugeot 207 S2000 1:18:58,5
02. Wallenwein / Kopczyk, Skoda Fabia S2000 +27,5
03. Wallenwein / Poschner, Subaru Impreza +47,5
04. Gassner / Schrankl, Mitsubishi Lancer +1:15,6
05. Corazza / Bauer, Mitsubishi Lancer +3:00,2
06. Herbold / Zemanik, Honda Civic +4:12,9
07. Werner / Fischer, Porsche 911 +4:50,9
08. Christensen / Raun, Subaru Impreza +5:18,5

Wichtigste Ausfälle: Kahle, Dobberkau, Schuhej, Mohe, Zeltner, Abendroth

Bestzeiten: Wittmann - 7, Kahle - 2, M. Wallenwein - 2, S. Wallenwein - 1, Stölzel - 1

Fotos: Axel Kindermann, www.rallye-cult.de